Mittwoch, 4. September 2013

Srinagar - Hausboot, Schafskopf und Kashmirschals

Nun sind wir also im berüchtigten Kashmirtal angekommen. Bisher hat alles bestens geklappt. Die Lage hier ist sehr ruhig und wir fühlen uns sicher. Die grosse Militärpräsenz lässt aber vermuten, dass es hier nicht immer so ist und des Oeftern die bekannten Unruhen wieder ausbrechen. Nach einer kurzen Ueberfahrt mit einer Art Gondel haben wir dann unser ¨deluxe Hausboot¨ erreicht. Hier geniessen wir nun die wunderbare Ruhe auf dem Dalsee. Natürlich konnten wir dem Angebot eine kleine Bootstour zu unternehmen - trotz grosser Müdigkeit von der langen Fliegerei - nicht widerstehen.  (Wir haben die letzte Nacht nicht geschlafen).   Keine Minute unterwegs hat schon das erste Souvenirboot angedockt. Da ist man komplett ausgeliefert. Nein, eine Kette wollen wir nicht, auch keinen Armreif, Edelsteine haben wir auch schon. Den endlich losgeworden, hat schon der nächste angedockt. Auch er konnte nicht verstehen, dass wir keine Holzschachtel wollen und uns die schönen anderen Sachen auch wenig interessieren. Lieber wollen wir unsere Bootstour geniessen. Zurück auf unserem Hausboot kannte unser Führer zum Glück einen sehr guten Freund. Der liess natürlich nicht lange auf sich warten und besuchte uns auf dem Boot. Seine Frau und seine Mutter haben wunderschöne Kashmirware gefertigt.
Die Pullovers sind von bester Qualität, die Schals sowieso, etc.. Die Ware sei  natürlich viel günstiger als auf dem Festland. etc. etc. Immer die gleichen Storys. Kaum war der weg, kam auch schon der Verkäufer mit seinen Postkarten. Da wir die auch nicht wollen, hat er Strassenkarten auf Lager. - ohne Erfolg. Trotz Abgeschiedenheit wird man also auch hier nicht von den Verkäufern verschont. Schlimmer noch - man kann nicht flüchten. Sitzt man gemütlich auf der Veranda des Hausbootes kommt schon das nächste Boot angefahren. Hello Mister - i'm the wonderful flowerman. Er überreichte mir natürlich sofort eine Lotusblume - for free -. Nebst wunderschönen Blumensträussen hatte er unzählige Blumensamen auf Lager, von welchen ich das zukünftige Ergebnis auf Fotos bewundern durfte. Die braucht man nur zu säen und die kommen immer wieder. Ganz sicher. Auch die wollte ich nicht  - auch nicht für meine Mutter oder für die Schwiegermutter etc. Ja ein bisschen lästig sind sie schon, die Verkäufer. Aber sie bleiben immer nett und höflich. Karin darf übrigens gerade Silberschmuck bestaunen. Auch hier bleiben wir wohl hart. Das Nachtessen war sehr gut, hingegen war der Cafe am morgen und die verschimmelte Butter (Gorgonzola ist nichts dagegen) nicht gerade rühmenswert. Die paar Tropfen kaltes (ja nur kaltes) Wasser, die da aus der Douche kamen, konnten uns nach so einem langen Flug auch nicht gerade begeistern - trotz deluxe Hausboot. - Indien, wir sind angekommen!

Die erste Nacht auf dem Hausboot war toll und wir haben recht lange geschlafen. Motorboote gibt es hier praktisch nicht - nur Gondeln (sog. Shikaras) so dass es doch recht ruhig war. Unser Ausflug in die Mogulgärten war toll. Auch die beiden alten Moscheen (die Gegend hier ist stark moslemisch geprägt) sowie die alten Häuser (über 700 jährig) waren interessant.
Auch der übliche Besuch in der Factory - mit Teppichen etc. dufte nicht fehlen. Immerhin gilt es noch etwas Provision zu erhaschen, nachdem die vielen Versuche auf dem Boot noch nicht gefruchtet haben. Leider konnten wir unserem Führer diesen Wunsch nicht erfüllen. Um halb zwei Uhr war die Tour schon zu Ende und wir durften wieder auf das Hausboot. Wer uns kennt, weiss, dass wir wohl nicht bereits um halb zwei Uhr auf dem Boot herumhängen. Also gingen wir zu Fuss zurück in die Altstadt. Das Gehupe, der Gestank und die kriminelle Fahrweise der vielen Autos,Tuk Tuks, Mopets etc zerren mit der Zeit schon etwas am Nerv - aber die tollen Eindrücke, die man hier erhaschen kann, sind die Mühe wert. Zugegeben, das Auge aus dem halben Schafskopf - welches uns da aus der ¨Metzgerei¨ gerade begutachtet oder die vielen Innereien, die da rumliegen, regen unseren Appetit nicht gerade an. Die vielen kleinen Handwerkershops mit unzähligen - bei uns wohl nicht mehr anzutreffenden  Handwerkskünsten - beeindrucken uns schon mehr. Touristen- zumindest europäische - sieht man hier kaum. So kann man wirklich unbedrängt durch die vielen Gassen schlendern. Eine kleine Herausforderung war dann die Rückkehr mit dem Tuk-Tuk. Wir mussten mehrere Versuche starten, bis jemand begriff, wohin wir wollten. Für rund einen Franken hat er uns aber wohlbehütet die rund 8 km zurückgefahren. Die kühle Cola und das feine Stück Patisserie (für 40 Rappen bzw. 90 Rappen) haben wir  - bevor wir uns über den See  zu unserem Hausboot gondeln liessen-   in einem tollen Cafe sehr genossen.

Leider haben wir hier - aufgrund der politischen Situation - keine Möglichkeit uns via Internet zu orientieren. Das bleibt wohl nun die nächsten paar Tage so. Auch das Natel funktioniert hier nicht. Freundlicherweise hat uns der Hausbootsbesitzer sofort sein Natel gegeben, so konnten wir zumindest kurz nach Hause anrufen und mitteilen, dass wir gut angekommen sind.
Unser Blog wird folglich später erscheinen.
Ja, hilfsbereit und sehr freundlich sind die Leute hier. Kashmir gehört zu einer reicheren Gegend, so dass wir von der bitteren Armut noch etwas verschont wurden. Das Klima hier auf rund 2000 Meter ist angenehm warm.

Der Start in Indien ist geglückt und wir haben schon viele Eindrücke gewonnen.
Bis bald und verzeiht mir die Fehler im Text

Karin und Marcel, Srinagar, 30. August 2013.

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