Sonntag, 29. September 2013

Khajuraho, Varanasi, ein Highlight nach dem anderen!

Wir wurden nicht enttäuscht in Khajuraho. Die ganze Tempelanlage war schlicht sensationell. Noch nie haben wir ein so altes Kunstwerk gesehen, welches so gut erhalten war. Immerhin sind diese Tempel mehr als 1000 Jahre alt. Meist sieht man nur noch Ruinen und fragt sich, wie es damals wohl so ausgesehen hat. Nicht aber hier, die Tempel mit ihren vielen Verzierungen und Statuen waren in einem schlicht hervorragenden Zustand. Die verschiedenen Reliefs, welche zum Teil recht erotische Szenen darstellen, sollten zur schönsten Tempelkunst der Welt zählen. Immerhin gehört die Anlage zum Weltkulturerbe! Es war atemberaubend und definitiv ein Besuch wert. Uebrigens, die vielen Kamasutra Darstellungen sind wohl nicht mehr alle praktikabel. Unglaublich, diese Bilder (und Sujets,  welche wirklich nicht alle kindertauglich waren) und die wurden vor über 1000 Jahren fabriziert!

Ja, der Reiseführer Lonely Planet beschreibt die Stadt Varanasi sehr treffend: "Die Stadt ist eine der himmelschreiend buntesten, gnadenlos chaotischsten und ungerührt indiskretesten Orte der Welt. Sie vereinnamt Besucher mit Leib und Seele. Doch wer darauf vorbereitet ist, könnte hier vielleicht den Höhepunkt seiner Indienreise erleben. Sie gilt als eine der sieben heiligen Städte des Hinduismus. Pilger kommen zu den Gaths, die sich am Ganges entlangziehen, um sich im heiligen Wasser von den Sünden ihres Lebens reinzuwaschen, oder ihre verstorbenen Verwandten zu verbrennen. Für die meisten hat die Stadt etwas Magisches an sich, sie ist aber nichts für schwache Nerven. Die intimsten Zeremonien rund um Leben und Tod finden hier in aller Öffentlichkeit statt. Allein die Flut der Anblicke, Geräusche und Gerüche rund um die Gaths kann überwältigend sein. Varanasi ist einzigartig und eine Bootsfahrt auf  dem Ganges oder ein  Spaziergang entlang der engen Gassen sind Erfahrungen, die einen ein Leben lang nie mehr loslassen."
Sehr treffend beschrieben. Alleine der Verkehr, das ewige Gehupe, der Lärm, das Chaos, unvorstellbar, wenn man es nicht selbst erlebt hat. Ganz spannend wurde es, als es ein kurzes Gewitter gab. Der Verkehr kam komplett zum Erliegen, wir hatten für 6 km im Taxi über 2 Stunden (puh war das nervenaufreibend - umsomehr wir dadurch die Prozession am Ganges verpasst haben). Abflüsse gibt es hier auf den Strassen übrigens keine, Folge davon, teilweise richtige Bäche und kniehohe Wasserlachen auf den Strassen. Die Leute kümmerts wenig, da gehen sie halt durch diese riesigen Pfützen, zum Glück waren wir nicht zu Fuss unterwegs!!
Noch eindrücklicher waren aber die Kremationen am Ufer des Flusses. Auf grossen Holzstapeln werden die leblosen Körper verbrannt. Zuerst werden sie - schön eingehüllt in wunderschöne Tücher - im Ganges noch ein letztes Mal kurz gebadet, dann ca. 1 Std. später auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Das war schon spannend hier zuzuschauen, wobei es doch für uns ein sehr ungewohnter Anblick war, wie man die Menschen hier verbrennt. Dieser Anblick der brennenden Körper aus der Nähe (die man sehr gut erkennt) war wirklich nichts für schwache Nerven. Die Asche wird dann später in den Ganges gestreut. Die Kremationen finden übrigens rund um die Uhr statt.  Ja, die Stadt ist schon recht anstrengend und wir sind jeweils recht froh, wenn wir uns am Abend in unser Hotel -eine richtige Ruheoase - zurückziehen können. Wir wohnen hier übrigens sehr feudal. Essen und Zimmer sind absolut spitzenmässig und der Service lässt keine Wünsche offen.
Abenteuerlich sind übrigens auch die Tuk-Tukfahrten. Bis man jeweils nur schon den Preis ausgehandelt hat!
Dann sagen sie sofort, yes, yes I know, come. Wenn man sich dann endlich über den Preis geeinigt hat, gehts los.Vollgas ins Verkehrschaos, um dann etwas später nochmals nachzufragen, wohin man nun will. Natürlich weiss der Fahrer nicht, wo der Zielort ist, also geht die Fragerei los. Wir sind aber noch immer dort angekommen wo wir hinwollten.
Der nächste Tuk-Tuk Fahrer willigte übrigens beim Fahrpreis recht rasch ein - versuchte dann aber, uns auf der Fahrt eine Tour für den nächsten Tag anzudrehen. Als wir nicht wollten (wir hatten bereits eine Tour) hielt er plötzlich an und sagte, dass sei viel zu wenig, er müsse mehr haben. Etwas aufgebracht, verliessen wir natürlich umgehend das Gefährt und schickten den Fahrer in die Wüste. Mit dem hat er nicht unbedingt gerechnet. Der Preis, den wir aber dafür bezahlten war der, dass wir nun nicht mehr wussten, wo wir genau waren und  - man kanns erahnen, Tuk Tuk hatte es hier auch nicht mehr gerade wie Sand am Meer. Also begaben wir uns zu  Fuss auf den Weg, um ein nächstes Gefährt zu finden. Zurück zum Hotel wäre es zu Fuss aber zu weit gewesen - über 8 km - und es war bereits am Eindunkeln. Nun gut, wir haben dann zum Glück einen Fahrer gefunden, der uns dann ins Hotel fuhr - für unsere Verhältnisse immer noch recht günstig (man muss den Leuten hier auch etwas gönnen -oder eben ich sage ja oft das sei unsere Art von Entwicklungshilfe).

Interessant und auffallend auch die vielen öffentlichen "Toiletten"  -vorallem für Männer- die es hier in den indischen Städten hat. Sehr viele Mauern und Strassengräben bieten sich hier förmlich an und werden ohne Hemmungen rege benutzt. Dieser Anblick lässt doch manch Frauenherz höher schlagen. Oder auf gut berndeutsch "diä schiffe überau häre".

Spannend waren vorallem auch die vielen engen Gassen in der Altstadt, die zu den Gahts führen. Alleine ist man hier chancenlos und würde sich verlaufen. Das grössere Aergernis sind aber die hupenden Töfffahrer, die sich ebenfalls durch die Gassen drängen, die Kühe, die sich hier herumtreiben und die Gassen versperren, die Schlepper, welche unbedingt wollen, dass man in ìhren Laden kommt, die vielen Löcher und Unebenheiten und man muss aufpassen, dass man nicht plötzlich noch in einen Kuhfladen tritt. Ganz schön anstrengend, aber es hat richtig "gfägt" durch diese Gassen zu schlendern.
Mehr über das regnerische Kalkutta im nächsten Blogg.

Sonntag, 22. September 2013

Shimla, Amtritsar, Agra - Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt!

In Shimla stand noch eine Stadtführung auf dem Programm. - Nun, das kennen wir bereits, ein zwei Sights, dann in Shops etc. Karin und ich waren uns einig, der Führer soll kommen und uns das Wichtigste zeigen. So gegen Mittag entlassen wir ihn und erkunden die Stadt auf eigene Faust - das ist definitiv spannender. Nun gut, pünktlich um 9.30 kam Fahrer und Führer. Wir waren schon ein bisschen erstaunt als da plötzlich ein älterer Mann in Schale und Kravatte vor uns stand. Es war der Chef persönlich - d.h. diejenige Person, welche für unsere Reise verantwortlich war und diese auch entsprechend organisiert hat. Er liess es sich nicht nehmen, uns persönlich zu begrüssen und uns die Stadt zu zeigen. Nach einem spannenden Tempel und dem ehemaligen ¨britischen¨ Regierungsgebäude - von hier aus wurde während der Sommermonate  ganz Indien regiert - gings in die Mall. Eine wunderschöne - autofreie - Fussgängerzone fast zuoberst in der Stadt (die ja komplett am Hang gebaut wurde). Die Mall war übrigens während der britischen Vorherrschaft für Inder verboten (unglaublich). Es war wirklich erholsam, sich in dieser sehr schönen Mall zu bewegen. Dann lud er uns zu einem kleinen Apero ein und bestand darauf, dass wir ein Bier trinken (unser Erstes hier in Indien). Natürlich kamen auch noch ein paar Chips - hier Pommes-frites. Wirklich gemütlich. Weiter gings dann noch zu einem kleinen historischen Site. Dann wollte er uns unbedingt zum Zmittag einladen - wir müssten aber 15 Min laufen  - wenn das recht sei. Da konnten wir einfach nicht nein sagen. - Doch was dann kam, war einfach unglaublich für uns. Wohl im besten Hause in ganz Shimla - in einem wunderschönen ¨Schloss¨ haben wir dinniert. Diese Gastfreundschaft - das schlägt einfach alles. - Unglaublich!! Das Essen war natürlich super. Ich glaube, er hat es richtig genossen, uns nach Strich und Faden zu verwöhnen. Interessanterweise sass er während dem Essen nicht bei uns (offenbar gehört sich das hier nicht). Er hat aber gewartet bis wir fertig waren und ist immer wieder erschienen - mit der Frage, ob wir nicht doch noch etwas mehr möchten (Bier, Dessert, Tee etc.) Einfach unglaublich wie der sich um uns gekümmert hat. - Von wegen, den schicken wir dann um 12.00 weg.-  Um ca. 16.30 konnten wir dann doch noch die Stadt auf eigene Faust erkunden. (Der Fahrer hat dann übrigens bis 18.30 gewartet, um uns anschliessend ins Hotel zurück zu fahren.) Sofort haben wir uns natürlich in den ¨Chlüngel¨ begeben- faszinierend diese Eindrücke. Europäische Touristen hat es hier übrigens nicht wirklich viele. Entsprechend haben nicht nur wir die Inder, sondern sie auch uns gemustert. Wir haben uns hier übrigens sehr wohl gefühlt!! Die Stadt ist überraschender Weise recht sauber  zumindest der obere Teil. Hier gilt absolutes Rauchverbot (auch auf der Strasse), Spucken und Abfallentsorgung ist ebenfalls nicht erlaubt. Unser Führer wusste übrigens jederzeit genau Bescheid, wo wir uns während unserer Reise durch den oberen Teil von Indien befanden. Er hat täglich mit dem Chauffeur telefoniert. Er war es auch, der dann alles umorganisiert hat, als wir im Spitital stecken blieben. (Es sei auch schon vorgekommen, dass der Rückweg ebenfalls blockiert war oder aber der Wagen eine Panne hatte. Ja - dann wäre es wohl noch etwas spannender geworden. - Es hätte es auch schon gegeben, dass man im Auto übernachten musste) - Wir sind froh, ist uns das erspart geblieben. Unser Wohl war - und ist ihm - immer noch sehr wichtig. Er hat uns seine Telefonnummer gegeben, uns via SMS mitgeteilt wie unser Fahrer  (in Amritsar) neu heissen wird - inkl. Tel.Nr.!! der uns dann am Bahnhof abholen sollte. Er wusste übrigens auch, dass ich einen Facebook Account habe (den ich nie brauche) und dass unser Sohn Dominic heisst. Das nennt man Kundenorientierung - oder noch besser Kundenverblüffung!!!

Die Zugsfahrt nach Amritsar war ebenfalls ein grosses Erlebnis. Wir haben natürlich ein Ticket 1. Kl. mit Klimaanlage gelöst (es gab übrigens nur ein einziger 1. Kl. Wagen). Der super fast Express (wie der Zug sich nennt) sollte für die rund 250 Km ca. 4 Stunden benötigen. Das Ticket für diesen Luxusliner hat übrigens rund 6 CHF gekostet. Pünklich um 17.25 Uhr verliess der Zug den Bahnhof - aber wirklich auf die Minute genau! Wir waren froh, immerhin wird es 21.25 Uhr bis wir in Amritsar ankommen sollten. Nun, es wäre wohl nicht Indien, wenn uns hier nicht auch etwas geboten würde. So schnell wie sich der Zug nennt, ist er nun wirklich nicht. Zwei, drei mal, blieb er stehen. Etwas länger, dann kurz vor unserem Ziel. Das wir wohl etwas später ankommen würden, haben wir in der Zwischenzeit gemerkt. Rote Ampel und der Zug neben uns blieb auch stehen. Dieser fuhr dann aber weiter, was uns doch etwas beruhigte. Als dann der nächste und übernächste Zug auf dem anderen Geleise - obwohl sie wesentlich später hier ankamen - ebenfalls noch vor unserem Zug freie Fahrt erhielten, wurden wir doch etwas nervös (oder typisch schweizerisch "ä chli hässig"). Mittlerweile stehen wir nämlich schon über eine Stunde auf diesem ¨ Abstellgleis¨. - Selbstverständlich ohne irgendeine Information. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass das die übrigen Passagiere keineswegs irritierte. Ganz gelassen nahmen sie die Warterei in Kauf als wäre nichts geschehen. - Ja, da sind wir Schweizer wohl schon etwas anders. - Zumindest ich wurde doch ein bisschen ungeduldiger. - Aber  - es bringt ja nichts. Mittlerweile hatten wir übrigens schon über 2 Stunden Verspätung. - Wartet unser Chauffeur auf uns? - Gut, ein Taxi gibt es immer. Was ist aber, wenn das Hotel nicht mehr offen ist (Immerhin werden wir nach Mitternacht dort eintreffen). Ja, das sind so Fragen, die einem in einem solchen Moment durch den Kopf gehen - nebst der Frage natürlich, wann und ob es überhaupt hier weitergeht. Nun, es ging weiter und um 23.45 Uhr  -mit 2 Std 20 Min Verspätung - erreichten wir Amritsar. Und...der Fahrer war selbstverständlich noch da!! und hat uns mit einem Lächeln empfangen!! Natürlich wurden wir auch noch im Hotel (um 0.25 Uhr) freundlich empfangen. Als wir dann aber noch gefragt wurden, ob wir nicht noch etwas essen möchten, blieb uns förmlich der Mund offen. So assen wir also um 0.50 noch gemütlich ein Chicken-Curry, welches uns aufs Zimmer serviert wurde. - Wir sind übrigens nicht in einem 5 Sterne -Bunker, sondern lediglich in  einem gemütlichen 3-Sterne Haus. - Auch hier wieder - Kundenverblüffung pur! Unglaublich auch, wie sich die hier um uns kümmern. Ich denke, da könnten wir in der Schweiz noch etwas dazu lernen!

Der goldene Tempel - das Wahrzeichen von Amritsar - und das höchste Heiligtum der Sikhs - war einfach überwältigend. Dieser Anblick - einfach faszinierend!! Vor dem Betreten der ganzen Anlage galt übrigens - wie überall - Schuhe ausziehen - und das ist speziell - auch die Socken, dann mussten wir noch durch ein Wasserbecken gehen und uns die Hände waschen. Eine Kopfbedeckung war übrigens auch zwingend.  Der goldene Tempel steht in der Mitte eines heiligen Weihers mit flachem Wasser. Er zieht mit seiner Schönheit täglich tausende von Pilgern an. Es ist eine wohltuende Oase abseits der turbulenten Strassen und Basare. Dieser Tempel ist sicher eines unserer glänzenden Highlights unserer Indienreise, was man von den hyperaktiven und schmutzigen Strassen hier nicht sagen kann. Das Gewimmel von Amritsars qualmproduzierenden Verkehr kann geradezu nervtötend sein!

Die Glaubensrichtung der Sikhs hat uns übrigens sehr beeindruckt. Besonders aber, dass hier jeder Gast in der Tempelanlage gratis eine Mahlzeit erhält. Und nicht einfach ein Stück Brot, nein, einen ganzen Teller - ein richtiges Menu (ohne Fleisch), mit Brot und Tee. - Alles gratis und für jeden, der will. ProTag werden hier über 90'000!!! Personen gratis verpflegt. An Spitzentagen können es auch mal 200'000 sein, wie uns der Guide sagte. Küche, Bäckerei, Service, Abwasch etc. konnten wir alles bestaunen. Unglaublich - diese Organisation.

Am Abend konnten wir dann noch das Grenzzeremoniell zwischen Indien und Pakistan bestaunen. Immer um18.00 werden mittels einer speziellen Zeremonie die Grenztore geschlossen. Ein sehr spannendes Erlebnis, welches ca. eine halbe Stunde dauerte. Diese Menschenmenge, die das ganze Prozedere verfolgte - ich glaube, da waren sicher gegen 2000 Personen anwesend - und diese Stimmung. Definitiv intensiver als an einem Fussballmatch. Das muss man erlebt haben. Die ¨Show¨ als solches - na ja - wie gesagt, es war noch interessant - aber wohl eher das drum herum.

Interessant ist auch, dass hier in Indien praktisch jeden Abend der Strom ausfällt, so konnte ich doch schon des öftern Karin ein "Candle Light Dinner" offerieren und das erst noch umsonst! Ja, so romantisch geht es hier in Indien zu und her.

Passend auch zu unserem Titel, war unsere Zugsfahrt von Amritsar nach Agra - bekanntlich ein Nachtzug - natürlich haben wir auch hier die beste Klasse gewählt. Erste Klasse, mit Klimaanlage und einer Zweierkabine. Unsere Fahrt sollte etwas mehr als siebzehn Stunden dauern -für rund 750 km. Nun, soviel kann ich vorweg nehmen. Der Zug war hyperpünktlich! Der grösste Teil des Zuges, wohl etwa 15 Wagen, war zweite Klasse (bei uns würden wir sagen -Viehwagen). Das Bild schockierte uns. Statt Fenster waren hier Gitterstäbe angebracht. Einige Wagen hatten noch so was wie Liegepritschen, die anderen nicht! Gemeinsam hatten sie das beide richtiggehend vollgestopft waren mit Leuten - die meisten hatten nicht einmal mehr einen Sitzplatz - angenehme Nachtruhe!!!
Der ganze Zug war sehr lang (das merkt man, wenn man mit schwerem Gepäck dem Zug entlang gehen muss und unser Wagen praktisch der Letzte ist.) Genau zwei Wagen waren 1. Klasse, davon nur gerade 3 Abteile mit AC! - nämlich zwei Viererabteile und ein Zweierabteil! Das Theater bis wir unseren Sitz hatten, kann man sich gar nicht vorstellen! Diese Bürokratie!  Den Wagen (1. Kl.) haben wir recht schnell ausfindig gemacht.  Aber welches sind nun unsere Plätze?? Eine Art Kondukteur erklärte mir - oder versuchte es zumindest - (er konnte kein englisch und ich kein hindi), dass ich warten soll und er fuchtelte mit den Händen und zeichnete eine Art Rahmen. Ich begriff natürlich gar nichts. Also waren wir zum Warten an der prallen Sonne verurteilt!
Als ich uns etwas Wasser besorgen wollte, sah ich plötzlich,  dass da jemand an jedem Wagen eine lange Liste aufklebte (wie bei uns die Plakatgesellschaft). Tatsächlich,  da war fein säuberlich jeder Passagier mit Vorname,  Nachname, Jahrgang, Geschlecht, Abfahrtsort, Zielort und Sitznummer -pro Wagen aufgeführt. Wir haben uns natürlich auch gefunden! Zur Freude von Karin natürlich in einem Viererabteil! Das Gute war, lange waren wir nur zu zweit. Kurz bevor wir schlafen wollten, kamen aber doch noch zwei Inder (Männer) zu uns ins Abteil.
Nein, wir haben nicht gut und nicht viel geschlafen.  Kurz vor vier Uhr war Tagwach, wir sind in Delhi angekommen und alle strömten auf die Plattform, um frische Luft zu schnappen.  Warum bleibt uns ein Rätsel. Wir wollen uns aber keineswegs beklagen, wenn wir an die vielen Leute in der zweiten Klasse denken ---- wie verwöhnt wir doch sind!!!!

Jedenfalls haben wir Agra pünktlich erreicht.  Leider war aber unser Fahrer nicht da, so dass wir einige Telefonate starten mussten.  Immerhin kam er dann ziemlich rasch und hat sich mehrmals entschuldigt.  Er hatte gemeint, wir kämen erst am Abend an.  Sogar der Chef hat sich in der Zwischenzeit persönlich bei uns gemeldet und sich in aller Form entschuldigt!!
Am nächsten Morgen war bereits um fünf Uhr Tagwach. Es stand der Besuch des Taj Mahal auf dem Programm.  Diesen wollten wir bei Sonnenaufgang erleben. Das zu beschreiben, da fehlen mir schlicht die Worte. Einfach sensationell und spektakulär dieser Anblick. Ja, man merkt schon, dass dieses Highlight wohl auf jedem Programm einer Indienreise steht.  Entsprechend touristisch ist die Stadt und demzufolge aufdringlich, ja geradezu etwas lästig sind die Taxifahrer.  Man kann kaum einen Schritt gehen, ohne dass uns einer "abschleppen" will. Natürlich in den nächsten Shop, gilt es doch, noch etwas Provision einzuheimsen. Teilweise verfolgen sie einen regelrecht und lassen nicht locker. Mühsam!!!
Nach dem Besuch des Taj Mahal gabs dann im Hotel ein ausgiebiges Frühstück und eine kurze Pause, bevor wir noch das rote Fort besuchten. Natürlich durfte auf dem Weg dorthin ein Besuch in einer echten Factory nicht fehlen. Er wolle uns unbedingt das berühmte Handwerk der Marmormanufaktur zeigen. Die Qualität hier sei sehr gut und hier sei es sehr günstig.  Also besichtigten wir den Laden, vor welchem drei Arbeiter Steine schliffen. Nach einer kurzen Erklärung gings sofort ab in den Showroom. Natürlich wurde uns sofort ein Getränk serviert.  Die Ware ist wirklich wunderschön, da wir aber bereits einen Tisch haben, wollten wir kurzum wieder gehen.  Doch so einfach ging das nicht.  Auf dem Weg hinaus gab es noch einen weiteren Showroom mit kleineren Stücken. Ev diese kleine Vase hier Sir? Die könne er uns für günstige 165 Euro geben  (die hatte aber maximal einen Wert von 30 Euro). Nein, die wollen wir auch nicht.  Raus gehts über diese Treppe hier und natürlich durch einen Juwelierladen. Dieser goldene Ring hier koste nur 467 Dollar und sei mindestens 3 mal billiger als bei uns. (Wers glaubt). Nein, Schmuck haben wir auch genug,  wir wollen eigentlich nur raus. Weitgefehlt, da kam noch ein Textilladen, ein Laden mit Esswaren und schlussendlich ein Shop mit Holzschnitzereien.  Bah, endlich geschafft! Der Führer hatte natürlich keine Freude an uns. Diesen Supershop ohne Tasche verlassen, aber aber!  Er liess sich nicht viel anmerken, dass rote Fort zeigte er uns aber nur noch von hinten und auch das mehr schlecht als recht wie wir später noch gemerkt haben. Zurück ins Hotel oder ob er uns irgendwo ausladen könne. Ja, das trifft sich gut, wir wollen sowieso noch auf den einheimischen Markt / Basar. Ja, das sei wohl weniger spannend -meinte er- aber er kenne da einen echten Mogulbasar. Hier stimme einfach alles, Preis,  Qualität etc. Das war natürlich alles andere als wir erwartet haben - wieder so ein blöder Touriladen, wo sie förmlich wie die Geier auf einen warten, um uns etwas anzudrehen. Nein hier haben wir es auch nicht lange ausgehalten - also ab ins Hotel. Das war echt ein schwarzer Tag für den Führer -Touristen aus der Schweiz, die nichts kaufen = keine  Provision. 

Wir haben dann noch auf eigene Faust den einheimischen Markt und später das wirklich sehenswerte rote Fort besucht. Keiner der Täxeler konnte verstehen, warum wir auf den einheimischen Basar wollten. Da gäbe es nicht viel zu sehen und schon gar nichts für uns zum Kaufen (und für ihn keine Provision). Er kenne da einen viel besseren Basar. Nein, wir wollen nicht in diesen Basar sondern eben auf den Einheimischen! 
Nun gut,  diese Spielchen kennen wir natürlich. Endlich doch noch einer, der es begriffen hat. Er nehme uns dann aber gerade wieder zurück - was wir partout nicht wollten.  Kaum zu glauben, der hat uns mit dem Tuc Tuc die ewigste Länge begleitet, bis er es endlich begriffen hatte,  dass wir ihn nicht mehr brauchen.

Zu kaufen gab's da wirklich nicht viel, aber diese Bilder,  diese Eindrücke!  Da kann ich nur wiederholen,  uns geht es in der Schweiz wirklich extrem gut!! Hat echt Spass gemacht auch wenn es teilweise schon etwas "hardcore" war, insbesondere wenn man gesehen hat, wie die zum Teil hausen. -Dieser Abfall überall, teils die reinste Müllhalde. Es ist halt bequem, den Abfall einfach auf die Strasse zu werfen. Unglaublich!!!

Bettler hat es hier übrigens auch einige. Da gilt es unbedingt wegzusehen, auch wenn einem das manchmal etwas schwer fällt.
Das Fort in Gwalior war übrigens super. Eine architektonische Höchstleistung.  Unglaublich,  was die damals vollbracht haben (vor über fünfhundert Jahren). Es war toll, auch wenn wir zum ersten Mal so regelrecht "verschiffet" wurden. Es ist übrigens nicht das erste Mal, das wir einzig Gast im Hotel sind und meistens noch etwas ausserhalb der Stadt.  Das lieben wir nicht wirklich! Aber bald dürfte es wieder etwas touristischer werden oder wir sind zumindest wieder in einer grösseren Stadt.  Wir freuen uns riesig auf Varanasi.  Dort werden wir dann fünf Tage bleiben.

Die Tempelanlage hier  im kleinen Dorf Orcha hat uns begeistert. Wirklich sehenswert, diese historischen sehr gut erhalten Gebäude.  Das Wetter ist inzwischen recht heiss und düppig geworden. Vorbei ists mit der Kälte aus dem Norden.
Morgen gehts zu einem weiteren Höhepunkt unserer Reise - nach Khajuraho -. Dazu mehr im nächsten Blog.

Freitag, 13. September 2013

Von Keylong nach Shimla via Spitital, Erlebnis und Adrenalin pur!

Bereits um 6.30 Uhr mussten wir los, um die 188 km von Keylong nach Kaza in Angriff zu nehmen. Das sagt bereits viel über den Strassenzustand aus! Über 100 Km mussten wir auf Naturstrasse zurücklegen, wobei die Betonung hier eher auf Natur als auf Strasse zu legen ist!! Der Weg führte uns über Gröllhalden, Bäche, felsigen Untergrund. Die Angst immer im Nacken, dass das Auto mal stecken bleibt. Felsstürze, Steinschlag und Erdrutsche kommen sehr oft vor! Wir sollten davon auch nicht verschont bleiben, doch dazu später mehr.
Das Reisebuch Lonely Planet schreibt dazu folgendes: " Das Spitital ist in vielerlei Hinsicht noch rauher und abgeschiedener als Ladakh!  Der Hindustan - Tibet Highway ist theoretisch ganzjährig geöffnet. Auf einer der herausfordernsten Strassen von ganz Indien werden immer wieder ganze Strassenabschnitte von Überschwemmungen oder Erdrutschen  weggespült! "
Das Spitital gilt als recht abgelegen, dass haben wir rasch gemerkt. Ausser wunderschöner Natur und ein paar wenigen Autos, welche die unwegsame Strecke in Angriff nahmen, war da - mit Ausnahme von drei vier sehr kleinen Dörfern - bis nach Kaza nichts. Kurz vor dem Pass, welcher uns auf über 4550 Meter brachte, konnten wir uns in einem kleinen Dorf noch verpflegen. Nach neun Stunden Fahrt sind wir dann todmüde in Kaza angekommen!
Das war teilweise schon eine Zumutung an Auto, Chauffeur und Passagiere!  Das Chassis jedenfalls hat brutal gelitten und ist um ein paar Beulen reicher. Durch das starke Geholper ist plötzlich sogar der Seitenspiegel am Auto abgebrochen!!! Ja, diese Strasse hat uns alles abverlangt! Wir sind froh, haben wir das Gröbste hinter uns und keinen Pass mehr zu bewältigen!
In Kaza wurde es dann aber spannend. Wir haben ein abgelegenes Dorf, welches ganzjährig bewohnt wird und mit über 4250 Meter über Meer als eines der höchstgelegensten Dörfer gilt, besucht. Zwar interessant zu sehen, aber für uns unvorstellbar dort zu leben! Die Aussicht, die uns hier geboten wurde, war einfach phantastisch! Das Kloster Kye, etwa 5 Km weiter unten, hat es uns besonders angetan. Spannend war auch, den tibetischen Mönchen beim Gebet zuzuschauen. Die Reichtümer und Wandmalereien, welche diese Kloster alle beherbergen, sind äusserst beeindruckend.

Die restliche Zeit haben wir dann im Dorf Kaza verbracht, welches uns ein paar ganz spannende Einblicke in das Leben hier gewährt hat. Am nächsten Tag gings - gemäss Programm - dann weiter nach Tabo, nach einer Nacht dann weiter nach Saharan und schliesslich zurück in die Zivilisation nach Shimla. Als ich am Abend im Reiseführer noch nachlas, was uns die nächsten Tage so bringen, lief es mir plötzlich kalt den Rücken hinunter.  Zitat Lonely Planet:  "Der Tabo-Rekong Peo Hwy ist eine der furchteinflössensten, aber auch grossartigsten Bergstrassen in Indien und auf jeden Fall ein Abenteuer. Der Sutlej tritt aber regelmässig über die Ufer und spült ganze Teile der gefährlichen Strasse weg. Von Tabo folgt die Strasse dem schmalen Spiti Tal durch Dörfer voller Apfelplantagen, bevor sie über den Bergkamm ins Tal des Sutlej führt. Wer mit dem Bus unterwegs ist, für den könnte das die gefährlichste und zittrigste Strasse in ganz Indien sein - sogar hartgesottene Traveller müssen hier schlucken und denken über die Möglichkeit eines Lebens nach dem Tod nach, wenn der Bus um Haarnadelkurven fährt, die nur wenige Millimeter Platz zum Rand lassen. Die Ausblicke auf den Fluss Spiti, der hunderte Meter unter einem dahinprescht und auf die Strasse vor einem, die im Zickzack den Berg hinauffährt, sind atemberaubend. Von den Plätzen auf der rechten Seite bietet sich die beste  - aber auch furchteinflössenste Aussicht¨ - Und da wollen - oder müssen wir durch?!!!  Zugegeben, ich hatte nicht so eine tolle Nacht. Da ging mir doch einiges durch den Kopf. Brauche ich das wirklich?

Am morgen, die Weiterfahrt nach Tabo stand auf dem Programm, orientierte uns der Hotelmanager, dass die Weiterfahrt ab Tabo nicht möglich sei. Die Strasse sei beschädigt und könne nicht bis übermorgen repariert werden. Wir hätten nur eine Möglichkeit: alles retour und dann über den Rotang-La Pass nach Manali. Von da aus dann nach Shimla.
Nun gut, wir hatten keine Wahl. Einerseits blieb uns die gefährliche Strecke erspart, andererseits war die Rückfahrt auf oben beschriebener Strecke auch nicht gerade ein Honiglecken. Von blinden Haarnadelkurven können wir auch ein Lied singen. (Es ist wohl fast überflüssig zu erwähnen, dass auch die gefährlichsten Stellen kaum mit Leitplanken geschützt sind.) Umgefallene und abgestürzte Busse bzw. Autos bekamen wir auch zu Gesicht. Kommt einer oder kommt keiner? Zum Kreuzen ist garantiert zu wenig Platz und ob zum Bremsen genügend Zeit bleibt??? Einfach wegsehen und hoffen, dass da keiner kommen möge.

Nun gut, bevor wir die Rückreise antraten, haben wir noch das Kloster in Tabo besichtigt. Über 1000 Jahre alt - wir waren schlicht begeistert!

Wie ihr hier alle lesen könnt, haben wir die Strapazen der Rückfahrt durch das Spitital gut überstanden. Wir kamen also nochmals in den Genuss von zwei Passstrassen. Vor allem der Rotang-La hat das eine oder andere Mal noch etwas Nervenkitzel hervorgerufen. Wir sind aber froh, kamen wir überhaupt aus dem Tal raus. Es war der einzig mögliche Weg. Nicht auszumalen, wenn uns hier das Wetter oder aber das Auto einen Streich gespielt hätte. Die Reise war übrigens nicht in einem Tag machbar. So durften wir nochmals in einem kleinen Bergdorf auf 4050 Meter übernachten. Ja, es war kalt! Heizung kennen die hier nicht. Das ¨Cottage¨ war sehr ansprechend und robust gebaut. Aber diese Fenster! Einfachverglasung und wie die montiert sind. - Da pfeift der Wind förmlich durch jede Ritze. Einfach kaum zu glauben. Da haben wir einmal mehr erlebt, wie gut wir es in der Schweiz haben!!

Nun sind wir also in Manali gelandet. Eine kleinere Stadt - bekannt für viele Outdoor Aktivitäten. Sie liegt nur noch 2050 Meter über Meer. Wir sind froh, wieder etwas tiefer zu sein. Die letzten Tage verbrachten wir immer über 3600 Meter - entsprechend dünn war die Luft und gegen Abend wurde es meist recht kalt.
Hier in Manali ist recht viel Betrieb. Mit seiner stark bewaldeten Umgebung (Laub und Nadelbäume) und der bergigen Landschaft hat sie uns stark an die Schweiz erinnert. Auch der Regen - nach tagelangem Sonnenschein - passt doch ausgezeichnet zur Schweiz! Die Aenderung der Reiseroute - ein Umweg von ca. 200 km hat übrigens bestens geklappt. Die haben alles sehr gut organisiert und unsere Vouchers hatten auch in den neuen Hotels ihre Gültigkeit. Chapeau, das hätten wir nicht erwartet.
Die Weiterfahrt nach Shimla war übrigens auch nicht ganz ohne. Die 275 km haben wir in rund 8 Stunden gemeistert. Ich glaube, soviele Kurven wie auf dieser Strecke bin ich in meinem ganzen Leben noch nie gefahren. Kaum eine Strecke von 100 Metern ohne Kurve! Hügel hoch, Hügel runter, Ueberholmanöver hier, dann wieder Vollbremsung. - Ja, so läuft das hier in Indien. Die Strasse war zwar wesentlich besser da asphaltiert, aber die Gefahren lauern hier überall. Zuerst ein Lastwagen, der mit max. 15 km den Berg hochkraxelt und einem zu einem gefährlichen Ueberholmanöver zwingt, dann ein Loch, dann eine Kuh, dann eine Schafherde, die den Verkehr blockiert. Dann hält mal einer mitten auf der Strasse, um Leute auszuladen, oder einer biegt links ab, natürlich ohne Blinker.  - Den mit den blinden Haarnadelkurven hatten wir ja schon. Ich bin überzeugt, dass es auf dieser Strecke täglich mehrere Unfälle gibt. Wir wurden Zeugen von zwei. -

Ganz spannend auch die Fahrt durch einen ca. 4 km langen Tunnel - übrigens für uns der Erste hier in Indien. Da kam einfach plötzlich ein schwarzes Loch, in das man hineinfuhr. Kein Licht, keine Strassenmarkierung und natürlich keine Lüftung. Unglaublich dieser Dunst von den Abgasen in diesem Tunnel. - Schweizer Sicherheit lässt grüssen!!
Die Landschaft hier gefiel uns sehr, einfach sehr grün und  - wie erwähnt - extrem hügelig. Shimla ist übrigens eine grössere Stadt mit rund 150´000 Einwohner. Sie war früher die Sommerhauptstadt der britischen Gesellschaft Indiens. Diesen Einfluss spürt man noch deutlich. Morgen werden wir die Stadt noch etwas auskundschaften - und dann am nächsten Tag mit dem Auto / Zug nach Amritsar weiterreisen. Wir freuen uns, dass es dort wieder etwas wärmer wird.

Uebrigens, meine vier Blüten bin ich in der Zwischenzeit los geworden!

Sonntag, 8. September 2013

Von Leh nach Sarchu, Jispa, Kealong. Schüttel, Schüttel, Rüttel, Rüttel!!!

Uff!!! war das ein Tag!! Aber dazu später.
Gestern haben wir noch einmal so richtig gediegen gegessen und dem "tollen" Hotel (obwohl das Nachtessen hier inbegriffen gewesen wäre) den Rücken gekehrt. In einer kleinen ¨German Bakery¨ genossen wir ein feines indisches Nachtessen. Man hätte auch Pizza, Burger, Israelischen Food und weiss ich was noch alles haben können. Bekannt auch für gute Torten. Obwohl das Angebot eigentlich riesig war, war das Essen wirklich super. Der Laden war auch jeden abend proppen voll. Wir genehmigten uns Naan, Reis, und zwei feine Gerichte (paneer butter masala (Frischkäse in feiner Tomatensauce mit vielen Gewürzen) und Aloo Goby (Kartoffeln mit Blumenkohl ebenfalls an einer feinen Sauce) dazu Wasser und zwei Minzentees (mit frischer Minze!). Der aufmerksame Leser hat sofort gemerkt, dass da zwei Dinge fehlen. Jawohl, wir sind inzwischen zu Vegetarier mutiert und dem blauen Kreuz beigetreten. Lust auf Bier (sowieso recht schwierig zu bekommen (moslimisch) oder aber auf Fleisch (die tollen Metzgereien lassen grüssen) haben wir nicht wirklich. Uebrigens das ganze Nachtessen inkl. Getränke hat weniger gekostet als bei uns die zwei Minzentees - nämlich 405 Rupien oder rund 6 Franken (Total). 

Um 8 Uhr begann nun unsere tolle Reise (Tag 1. Von Leh nach Sarchu, ca 260 km.). Wir waren auf alles gefasst!! Entgegen unserer Erwartung verlief die Fahrt  auf den ersten Pass sehr gut. Die Strassen waren zwar recht eng, dafür aber frisch geteert. Oben auf dem Pass angekommen - der zweitgrösste befahrbare Pass der Welt - auf 5328 Metern herrschte zwar Sonnenschein, der Wind war aber spürbar und die Luft sehr dünn!!

Aber dann, aber dann - wir hatten ja noch zwei Pässe vor uns  - zwar nicht ganz so hoch - aber.......Das Wetter war übrigens recht sonnig und leicht bewölkt! Sobald die Sonne hervorstach, wurde es sogar recht warm (Tee-Shirt Wetter). Aber wir sind ja bekanntlich in den Bergen!! Auf einem langgezogenen Plateau begann sich das Wetter plötzlich zu ändern und es begann leicht zu schneien! (Die nahen Berge hatten bereits ein wunderschönes Schüümli erhalten). Uns hat aber in diesem Moment der leichte Schneefall nicht gerade begeistert! Im Gegenteil, bei Schneefall über die nächsten zwei Pässe - und mit Sommerpneus!!!!  Gott behüte!! Wir wurden etwas unruhig und blickten besorgt in die Ferne. Wir dachten auch an die vielen Biker, welchen wir auf dem Weg begegneten. Man kann also die Herausforderung durchaus noch toppen - ein 5000er auf dem Bike, bei solchen Strassen und der dünnen Luft. - sicher nichts für uns!!

Wir sind ja in den Bergen - und da geht es Gott sei Dank - schnell. Die Sonne erschien wieder und wir konnten die Fahrt geniessen.
Was uns da nun geboten wurde, war schlicht spektakulär!! Wir wissen nicht, wieviel Staub wir geschluckt haben, wieviel Abgase von stinkigen Lastwagen wir inhaliert haben und wie oft wir so richtig durchgeschüttelt und durchgerüttelt wurden - der Strassenzustand hat sich inzwischen dramatisch verschlechtert - praktisch nur noch Naturstrasse mit vielen Schlaglöchern , teilweise durch Flussbetten, über Erdrutsche etc. - Was wir aber wissen ist, dass die Landschaft hier einfach unbeschreiblich spektakulär ist. Die Bergwelt (-eher Voralpen) die Farbenpracht - schlicht faszinierend. Von ockergelb, grünlich, grau, braun, rötlich - alles war da vorhanden. In Kombination mit dem Schnee, dem blauen Himmel, den Wolken, dem grünlichen Steppengras  und den weissen Berggipfeln, die alles überragten - da kamen wir nicht mehr aus dem Staunen raus!! Für unsere ¨Leiden¨ wurden wir also mehr als fürstlich entschädigt. Die ganze Fahrt war übrigens weniger furchterregend als die erste Passfahrt vor einer Woche. Zwar gab es ein paar spannende Kreuzungsmanöver, aber sonst hatten wir definitiv weniger Angst.

Nach acht Stunden Fahrt haben wir unser Zeltlager - in the middle of no where - erreicht. Inmitten von Bergen auf einer kleinen Ebene. Immerhin befinden wir uns immer noch auf 4250 Meter!! Zwar ist Sarchu ein kleines Dorf, bis auf drei vier Häuser und ein zwei Shops  - die verkaufen sogar Bier und Wein - gibt es da nichts oder ¨nur¨ Natur. Unser Zeltlager, rund 8 km ausserhalb des Dorfes hat uns positiv überrascht. Da stehen rund 20 Zelte, mit richtigen Betten und sogar einer Toilette im Zelt. Da lässt sich gut leben. Die restliche Zeit haben wir mit bewundern der Bergwelt - diese Farbenpracht! - verbracht. Spannend waren auch die paar Murmeli, welche sich auf der Weide vollgefressen haben. Ja, sie haben mächtig an Gewicht zugelegt!
In der Zwischenzeit ist auch die Sonne untergegangen - und ein recht starker Wind weht. Wohl unnötig zu sagen, dass es in der Zwischenzeit bloody freezening (oder recht frisch) wurde. Wir haben jedenfalls unsere Daunenjacken ausgepackt. - Wie wohl die Nacht wird??

Das Nachtessen war übrigens recht gut. - Es gilt immerhin zu beachten, dass wir uns hier im Niemandsland  auf über 4200 Meter befinden. Sollten wir noch freien Himmel haben, werde ich mir die Sternenpracht nicht entgehen lassen - auch wenn es doch recht kalt ist. Strom und somit Licht haben wir übrigens bis ca. 21.00 Uhr, dann wird der Generator abgeschaltet.

Tag 2 von Sarchu nach Jispa

Ja, wie wird wohl die Nacht. - Nicht wahnsinnig! Es war wirklich kalt hier oben, und dies vorallem wegen dem starken Wind. Dieser war übrigens hauptsächlich schuld, dass wir nicht so gut schliefen. Das Zelt flatterte wie verrückt und immer kamen wieder Böhen. Kommt dazu, dass einem da plötzlich ganz wirre Gedanken durch den Kopf gehen - Was ist, wenn plötzlich ein halber Meter Schnee fällt ? - Der nächste Pass liegt auf 4980 Meter, jener der hinter uns lag, war ja auch ein Fünftausender. Vor und hinter den Pässen gibts bekanntlich nichts - ausser ein paar Zelte. Nicht auszumalen--- Zu ein bisschen Schlaf kamen wir trotzdem noch, der Wind liess gegen Morgen endlich nach!  Was ein weicheres, bequemes Bett anbelangt, wurde ich übrigens mehr als belohnt. Die Betten waren wirklich super. Im Zeltlager haben sie wirklich alles gegeben um uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Heizung kann man vergessen, eine Douche natürlich auch.  Kurz bevor wir ins Bett gingen, haben sie uns aber mit einer warmen Bettflasche überrascht und am nächsten Morgen einen grossen Eimer heisses Wasser!! Toll.  War das ein Erlebnis! Wer kann schon behaupten, schon mal im Zelt auf 4250 Meter - im Zelt und eingepackt in der Daunenjacke übernachet zu haben?
Bei strahlend blauem Himmel nahmen wir den nächsten Abschnitt in Angriff. Die Strasse wurde bis kurz vor Schluss nicht besser, die Landschaft blieb traumhaft schön. Um 12.00 waren wir bereits in Jispa - gar nicht nach unserem Geschmack! Ausser ein paar Häuser gibt es da nämlich nichts. Gut, wir sind nur noch auf 3300 Meter Höhe und es ist angenehm warm, auch wenn wieder ein lästiger Wind geht. Langweilig -Langweilig. Herumhängen, Herumhängen. Das Hotel ist zwar o.k. Die Betten wieder knallhart (der Rücken macht mir jetzt schon weh)! Dafür hatten wir mal eine richtig warme Douche - wohl die erste, seit wir in Indien sind. - Das tat gut!  Mit Internet, Natelempfang etc. ist weiterhin nichts, das wird wohl noch einige Tage so bleiben! Bis Schimla bleiben wir wohl den Nachrichten fern. - Macht auch nichts!!!!

Tag 3 von Jispa nach Keylong

Bis Keylong waren es nur gerade 26 km. Von hier aus, unternahmen wir einen Ausflug ins abgelegene Udaypur. Ca. 50 km von hier auf einer Nebenstrasse! - in welchem Zustand die war, brauche ich wohl nicht zu schreiben. Da kann man wirklich nicht mehr von Strasse sprechen! Im ¨Bauerndorf¨ besuchten wir einen Tempel, eine Pilgersteätte für die Hindus. Ensprechend fanden viele Inder den  Weg dorthin. Für uns war der Tempel - na ja, sagen wir o.k., wir hätten aber nie diesen Weg auf uns genommen. Keylong ist eher ein Kaff und gefällt uns nicht wirklich. Die Stadt gilt als Uebernachtungsort für entweder nach Leh, Manali oder aber ins Spitital.
Das Hotel hier in Keylong ist recht einfach. Immerhin haben wir hier wieder einmal Internet-Anschluss. Das Natel funktioniert immer noch nicht. Morgen fahren wir ins Spitital, über den letzen hohen Pass mit 4500 Meter. Das Spitital gilt als sehr abgelegen, so dass wir wohl erst wieder in Shimla Kontakt zur Aussenwelt haben werden  - also Freitag oder Samstag. Wir hoffen, dass das Wetter noch mitspielt. Heute regnet es leicht, ist aber immer noch recht warm.

Bis bald

Donnerstag, 5. September 2013

Leh "I wett i hät äs Happy Bett"

Nach wunderschöner Fahrt sind wir nun also  in Leh angekommen. Die Stadt liegt auf über 3500 Meter über Meer, was wir deutlich zu spüren bekommen. Zwar ist es recht warm, wie bei uns an einem schönen Sommertag. Sobald die Sonne weg ist, wird es kühler. Die kleinste Anstrengung und wir merken, dass wir deutlich mehr atmen müssen - also gehen wir hier alles etwas gemächlicher an. Die Stadt und Umgebung faszinieren mit wunderschönen Klosteranlagen. Eine schöner als die Andere. Wir haben heute mehrere besucht. Zwar ist es immer ein Chrampf die vielen Treppen hochzusteigen, man  wird dafür aber mit wunderschönen Malereien und anderen Relikten aus der Antike so wie mit einer wunderschönen Aussicht belohnt. Die Stadt selbst ist angenehm, teils etwas hektisch durch die ewige Huperei der Autos (leider keine Fussgängerzone oder Trottoirs), die Leute sind aber nicht aufdringlich. Etwas schmutzig ist es hier aber schon. Es liegt fast überall Abfall rum. Ist die Flasche leer, wird sie einfach aus dem Auto geworfen ebenso das leere Chipssäckli - sogar unser Fahrer macht das so - unglaublich!! In den Hinterhöfen der Hotels liegen Müllhalden etc.
Etwas mühsam auch die vielen Stromunterbrüche! Zwar hat es hunderte Internetcafes, wir hatten gestern aber richtig Glück, konnten wir unseren Blog veröffentlichen! 
Vorgestern waren wir chancenlos,  heute ebenfalls!  Zum Glück konnten wir uns wiedermal etwas informieren so über grõsstenteils erfreuliche Sportresultate (bravo FC Thun!!) Und andere Infos. Dann wurden wir auch schon vom Stromunterbruch heimgesucht!
Mit dem Hotel hier in Leh hatten wir etwas Pech. Erstens liegt unser Zimmer auf der Strassenseite, zweitens sind die Betten knüppelhart und für mich zudem noch zu kurz. - Ja nu, ist ja nur für drei Nächte. Nachdem es am Abend etwas ruhiger wurde, kamen die vielen streunenden Hunde in Action. Die ewige Bellerei wollte kein Ende nehmen. Tagsüber liegen sie dafür faul herum. Von Nachtruhe kann hier also keine Rede sein und wir haben nicht viel geschlafen. Der Rücken schmerzt und man fragt sich warum man sich das antut. (Aber nur kurz).
Das Essen ist bisher recht gut (mit einer Ausnahme, nämlich das Nachtessen in unserem Hotel hier) - das war wirklich cho.....grusig, tat aber meiner Linie gut! Dabei war es ein Menu, das wir kannten. Da wir die einzigen Gäste waren,  und wir sehr rasch bedient wurden, wurde ich den Gedanken nicht los,  dass das Menu wohl schon mehrere Male aufgewärmt wurde!!

Gestern waren wir dafür auswärts. Vegetarisch - sehr gut. Uebrigens sogar Tischtücher hatten die, die werden auch gewechselt jedoch wohl nur einmal pro Saison. Es war wirklich richtig grusig, so dass wir kaum unsere Arme auf die Tischplatte legten. Das Essen war aber ausgezeichnet   - und die Bude war voll.  - Wir sind halt schon etwas verwöhnt, nicht nur in Sachen Hygiene und Schlafkomfort.

Einen kleinen Schock erlebten wir, als meine Tausendernote (rund 15.--), als gefälscht zurückgewiesen wurde. Und tatsächlich, die paar nächsten Zahlungsversuche scheiterten ebenfalls.  Die Kontrolle meines Notenbündels ergab,  dass ich vier solche Blüten besass!!!! Dabei habe ich nicht etwa auf der Strasse Geld gewechselt, sondern bei der Bank am Flughafen! !! Einfach unglaublich!!  Glücklicherweise bin ich heute abend zwei los geworden.

Morgen gehts nun über 3 Pässe, wovon der Höchste über 5350 ! Meter hoch ist, nach Sarchu, wo wir auf 4250 Meter in einem Zelt übernachten werden. Hotels gibt es weit und breit keine und das nächste Kaff wäre zu weit weg. Für die 230 km dürften wir wohl gegen die 10 Stunden haben.

Leh, 5. September 2013

Mittwoch, 4. September 2013

Über mörderische Passstrassen nach Kargil wo Tante Emma's Läden noch Trumpf sind und weiter nach Lamayuru

Noch in Srinagar, war ein Ausflug ins rund 90 km entlegene Pahalgam vorgesehen. Abgesehen davon, dass sich viele Kinder für uns interessierten - oder war es wohl eher der blonden Haare von Karin wegen, hatte dieser Ort nicht sehr viel zu bieten. - Zumindest nicht für uns Schweizer. Man soll unbedingt ein Pferd mieten und einen Ausritt machen, nur so sähen wir die Schönheiten dieses Ortes. Unsere Meinung war, dass wir auch ohne Pferde genug gesehen hatten.

Spannend hingegen war die Fahrt dorthin. Unter drei Stunden kam man nicht weg. Unglaublich das Verkehrschaos in jedem Dorf. Da wird um jeden Millimeter gekämpft. Nebst den Verkehrsteilnehmern ist noch auf Hunde, Kühe, Fussgänger und Löcher etc. Rücksicht zu nehmen. Gut vorstellbar, dass das Ganze rasch in ein Chaos ausartet. Bis dieser ¨Chlüngel¨ wieder entwirrt ist, dauert es halt ein bisschen. Spannend für uns war auch die Lebensweise in den vielen kleinen Dörfern auf dem Weg zu unserem Ausflugsziel.

Am nächsten Tag gings dann ins rund 240 km entfernte Kargil. Rund 7 Stunden sollte die Fahrt hier dauern. Nun, es hatte deutlich weniger Verkehr als am Vortag. Auch das Gestürm in den kleineren Dörfern war weniger schlimm; es lag an den teils katastrophalen Strassenverhältnissen. Nun von Strasse konnte man teils nicht mehr sprechen - viel eher von Feldwegen mit grossen Löchern und kleinen Bächen.  Der Wagen schlug einige Male auf. Es war zum Glück nicht mein BMW, der hätte es wohl nicht geschafft. Besonders hatte es uns der Zoji-la Pass angetan, welcher nur ca. 4 Monate im Jahr befahrbar ist. Wer nun an Susten oder Grimsel denkt, liegt ziemlich falsch. Erstens ist der Pass 3,529 Meter hoch, und zweitens, ja, richtig, die Strassenverhältnisse!!! Bei gewissen Passagen war uns -zugegeben - schon ein bisschen mulmig zumute. Kreuzen grösstenteils unmöglich und je nach Seite hatten Karin oder ich das Vergnügen, rund 30-40 cm neben dem Wagen in die Tiefe zu blicken. Felswände steilhinab. Als es noch leicht zu regnen begann, wurde es natürlich noch etwas spannender. Unser Führer meinte nur ¨very bad road and very dangerous. If a stone brakes the tank it can give an explosion.¨ (sehr schlechte Strasse und sehr gefährlich, wenn ein Stein den Tank unter dem Wagen beschädigt, kann es eine Explosion geben). Tönt auch nicht gerade beruhigend. Viele Schilder mahnten zu einer vorsichtigen Fahrweise. Ob es etwas nützt - wir hoffen es. Unser Fahrer hat diesen Pass aber sehr gut gemeistert.
Aufgefallen war uns auf dem ganzen Weg die enorme Militärpräsenz. Auf der Passhöhe war ein grosses Camp eingerichtet, welches das ganze Jahr besetzt ist. Rund acht Monate sind die Soldaten von der Umwelt abgeschnitten und können nur noch via Helikopter versorgt werden. Ein spannendes Leben  vor allem im Winter mit meterhohem Schnee - aber wohl eher nicht für uns!! Das dort soviel Militär stationiert ist, zeigt, dass der Konflikt mit Pakistan noch nicht ausgetragen ist. Die Grenze war nicht sehr weit weg. Mehrere Male gabs auch Polizeikontrollen und wir mussten unseren Pass zücken. Sämtliche Daten wurden feinsäuberlich notiert. Das wir kein Satellitentelefon mitführen, mussten wir jedesmal schriftlich bestätigen. Die Kontrolle verlief meist recht zackig. Einer war sogar froh, dass wir unser eigenes Schreibzeug dabei hatten - er danke uns, dass wir seiner Bitte, den Kugelschreiber doch behalten zu dürfen, entsprachen.
Entschädigt wurden wir auf der kurvenreichen Strasse mit wundervoller Berglandschaft. Auch wenn wir nicht selbst gefahren sind, war die lange Reise recht ermüdend. Wir waren zumindest gut durchgeschüttelt.

In Kargil, einer grösseren Stadt mit rund 10´000 Einwohner war dann einiges los. Die vielen kleinen ¨Lädeli¨ - so richtige Tante Emma Läden haben es uns sehr angetan. Einen Globus, Migros oder Loeb sucht man hier vergebens. Unzählige Handwerker waren natürlich auch vertreten. Eine Herausforderung war für uns, eine Rolle Toilettenpapier zu finden und zu kaufen. Praktisch ein Ding der Unmöglichkeit!!!
Toilettenpapier findet man übrigens auf keiner (öffentlichen) Toilette; in den Hotels muss man des öftern dafür nachfragen. Nach langem Suchen wurden wir aber fündig. Ein kleines Vermögen hat uns diese Rolle aber gekostet. Haben wir am Mittag für ein feines Zmittag mit Reis, zwei Gerichten und Brot nur 100 Rupien bezahlt, so war doch die eine Rolle mit 70 Rupien recht teuer. 70 Rupien entsprechen rund CHF1.05. Wenn der Preis nicht fest aufgedruckt gewesen wäre, (sogar inkl. allen Steuern und Taxen) hätten wir glatt angenommen, dass wir hier wohl über den Tisch gezogen worden sind. Nun, Toilettenpapier ist halt für Inder ein Luxusprodukt, wozu Papier nehmen, wenn es auch mit den Händen geht? Gegessen wird übrigens auch mit der rechten Hand (die Linke gilt als unrein). Sieht für uns schon sehr speziell aus - aber eben - andere Länder, andere Sitten.

Internet oder Mobilempfang haben wir hier übrigens vergebens gesucht. - Wir hoffen nun auf Leh.

Am nächsten Tag fuhren wir dann entlang einer fantastischen Landschaft, über drei (humane) Pässe teils über 4000 Meter nach Lamayuru. Die Farbenpracht der  steinigen und zerklüfteten Landschaft hat uns selbst als Schweizer begeistert. Vom muslimisch geprägten Srinagar  (der Muezin mit dem obligaten Gebet werden wir nicht vermissen, v.a. nicht am morgen früh)  sind wir nun bei den Buddhisten angekommen. Die Leute hier sind klar tibetischer Abstammung. Das Dorf hier auf über 3,500 Meter ist geprägt von traumhafter Landschaft und einer wunderschönen Klosteranlage. Einfach faszinierend.
Die Höhe macht uns zwar etwas zu schaffen, (leichtes Kopfweh), dafür werden wir mit vielen positiven Eindrücken entschädigt. Einfach unglaublich, wie die Menschen hier leben. Da ist wirklich fast nichts vorhanden. - Alles Selbstversorger. Strom hat man rund 3 Stunden, dann ist automatisch Lichterlöschen. Kaum vorstellbar, wie es hier im Winter sein muss, wenn die Strassen geschlossen sind. Behüte den, der ernsthaft krank wird.
Der freie Nachmittag hier war erholsam. Wir wurden geradezu dazu gezwungen. Jede kleine Anstrengung machte sich sofort bemerkbar. Morgen fahren wir nach Leh (ca. 120 km, ca 3-4 Stunden). Hoffen wir, dass wir dort dann Internet haben, unseren Blog veröffentlichen  und einmal wieder unsere Mails checken können. Zwar tut es gut, manchmal auf die vielen Infos verzichten zu müssen, wer aber Schwingerkönig wurde und ob der FC Thun die nächste Runde geschafft hat, würde uns schon interessieren. Wir sind zum Warten verknurrt. Natel, zumindest die Ausländischen, gehen immer noch nicht.

Lamayuru, 2. September 2013

Srinagar - Hausboot, Schafskopf und Kashmirschals

Nun sind wir also im berüchtigten Kashmirtal angekommen. Bisher hat alles bestens geklappt. Die Lage hier ist sehr ruhig und wir fühlen uns sicher. Die grosse Militärpräsenz lässt aber vermuten, dass es hier nicht immer so ist und des Oeftern die bekannten Unruhen wieder ausbrechen. Nach einer kurzen Ueberfahrt mit einer Art Gondel haben wir dann unser ¨deluxe Hausboot¨ erreicht. Hier geniessen wir nun die wunderbare Ruhe auf dem Dalsee. Natürlich konnten wir dem Angebot eine kleine Bootstour zu unternehmen - trotz grosser Müdigkeit von der langen Fliegerei - nicht widerstehen.  (Wir haben die letzte Nacht nicht geschlafen).   Keine Minute unterwegs hat schon das erste Souvenirboot angedockt. Da ist man komplett ausgeliefert. Nein, eine Kette wollen wir nicht, auch keinen Armreif, Edelsteine haben wir auch schon. Den endlich losgeworden, hat schon der nächste angedockt. Auch er konnte nicht verstehen, dass wir keine Holzschachtel wollen und uns die schönen anderen Sachen auch wenig interessieren. Lieber wollen wir unsere Bootstour geniessen. Zurück auf unserem Hausboot kannte unser Führer zum Glück einen sehr guten Freund. Der liess natürlich nicht lange auf sich warten und besuchte uns auf dem Boot. Seine Frau und seine Mutter haben wunderschöne Kashmirware gefertigt.
Die Pullovers sind von bester Qualität, die Schals sowieso, etc.. Die Ware sei  natürlich viel günstiger als auf dem Festland. etc. etc. Immer die gleichen Storys. Kaum war der weg, kam auch schon der Verkäufer mit seinen Postkarten. Da wir die auch nicht wollen, hat er Strassenkarten auf Lager. - ohne Erfolg. Trotz Abgeschiedenheit wird man also auch hier nicht von den Verkäufern verschont. Schlimmer noch - man kann nicht flüchten. Sitzt man gemütlich auf der Veranda des Hausbootes kommt schon das nächste Boot angefahren. Hello Mister - i'm the wonderful flowerman. Er überreichte mir natürlich sofort eine Lotusblume - for free -. Nebst wunderschönen Blumensträussen hatte er unzählige Blumensamen auf Lager, von welchen ich das zukünftige Ergebnis auf Fotos bewundern durfte. Die braucht man nur zu säen und die kommen immer wieder. Ganz sicher. Auch die wollte ich nicht  - auch nicht für meine Mutter oder für die Schwiegermutter etc. Ja ein bisschen lästig sind sie schon, die Verkäufer. Aber sie bleiben immer nett und höflich. Karin darf übrigens gerade Silberschmuck bestaunen. Auch hier bleiben wir wohl hart. Das Nachtessen war sehr gut, hingegen war der Cafe am morgen und die verschimmelte Butter (Gorgonzola ist nichts dagegen) nicht gerade rühmenswert. Die paar Tropfen kaltes (ja nur kaltes) Wasser, die da aus der Douche kamen, konnten uns nach so einem langen Flug auch nicht gerade begeistern - trotz deluxe Hausboot. - Indien, wir sind angekommen!

Die erste Nacht auf dem Hausboot war toll und wir haben recht lange geschlafen. Motorboote gibt es hier praktisch nicht - nur Gondeln (sog. Shikaras) so dass es doch recht ruhig war. Unser Ausflug in die Mogulgärten war toll. Auch die beiden alten Moscheen (die Gegend hier ist stark moslemisch geprägt) sowie die alten Häuser (über 700 jährig) waren interessant.
Auch der übliche Besuch in der Factory - mit Teppichen etc. dufte nicht fehlen. Immerhin gilt es noch etwas Provision zu erhaschen, nachdem die vielen Versuche auf dem Boot noch nicht gefruchtet haben. Leider konnten wir unserem Führer diesen Wunsch nicht erfüllen. Um halb zwei Uhr war die Tour schon zu Ende und wir durften wieder auf das Hausboot. Wer uns kennt, weiss, dass wir wohl nicht bereits um halb zwei Uhr auf dem Boot herumhängen. Also gingen wir zu Fuss zurück in die Altstadt. Das Gehupe, der Gestank und die kriminelle Fahrweise der vielen Autos,Tuk Tuks, Mopets etc zerren mit der Zeit schon etwas am Nerv - aber die tollen Eindrücke, die man hier erhaschen kann, sind die Mühe wert. Zugegeben, das Auge aus dem halben Schafskopf - welches uns da aus der ¨Metzgerei¨ gerade begutachtet oder die vielen Innereien, die da rumliegen, regen unseren Appetit nicht gerade an. Die vielen kleinen Handwerkershops mit unzähligen - bei uns wohl nicht mehr anzutreffenden  Handwerkskünsten - beeindrucken uns schon mehr. Touristen- zumindest europäische - sieht man hier kaum. So kann man wirklich unbedrängt durch die vielen Gassen schlendern. Eine kleine Herausforderung war dann die Rückkehr mit dem Tuk-Tuk. Wir mussten mehrere Versuche starten, bis jemand begriff, wohin wir wollten. Für rund einen Franken hat er uns aber wohlbehütet die rund 8 km zurückgefahren. Die kühle Cola und das feine Stück Patisserie (für 40 Rappen bzw. 90 Rappen) haben wir  - bevor wir uns über den See  zu unserem Hausboot gondeln liessen-   in einem tollen Cafe sehr genossen.

Leider haben wir hier - aufgrund der politischen Situation - keine Möglichkeit uns via Internet zu orientieren. Das bleibt wohl nun die nächsten paar Tage so. Auch das Natel funktioniert hier nicht. Freundlicherweise hat uns der Hausbootsbesitzer sofort sein Natel gegeben, so konnten wir zumindest kurz nach Hause anrufen und mitteilen, dass wir gut angekommen sind.
Unser Blog wird folglich später erscheinen.
Ja, hilfsbereit und sehr freundlich sind die Leute hier. Kashmir gehört zu einer reicheren Gegend, so dass wir von der bitteren Armut noch etwas verschont wurden. Das Klima hier auf rund 2000 Meter ist angenehm warm.

Der Start in Indien ist geglückt und wir haben schon viele Eindrücke gewonnen.
Bis bald und verzeiht mir die Fehler im Text

Karin und Marcel, Srinagar, 30. August 2013.

Hallo zaeme
Wir sind aktuell in Leh. Internetverbindung, Natel, Tablet Wifi, praktisch ein Ding der Unmoeglichkeit. Die Blogs sind geschrieben, wir veroeffentlichen sie, sobald wir koennen. wir sind hier halt am Ende der Welt.
Liebe Gruesse