Samstag, 5. Oktober 2013

Kalkutta und Darjeeling, grün und sehr nass!

Nach rund 80 Min. sind wir am späteren Abend in Kalkutta oder wie es nun heisst Kolkata gelandet. Ein Taxi zu bekommen war nur via Vorauszahlung möglich, also stellten wir uns brav in die lange Schlange von Einheimischen. Zuerst galt es mal, den Platz zu verteidigen und die Ellenbogen auszufahren. Wir mussten unsere Destination angeben, die sie nach mehrmaligem Versuch auch verstanden haben. Ja, wir sprechen halt die Orte schon anders aus. Endlich das Ticket ergattert,  liefen wir einfach der Menschenmasse nach und aus dem Flughafen raus. Hier galt es erneut anzustehen. Als wir an der Reihe waren, wurde uns eine Taxinummer auf den Zettel geschrieben und wir mussten nur noch das Taxi finden - was uns auch gelang. Die Scheibenwischer funktionierten nicht wirklich gut, so wischt man halt zwischendurch während der Fahrt mit einem Tuch die Scheiben- so gut das geht. Nach über einer Stunde Fahrt durch die riesige Stadt haben wir unser Ziel erreicht. Kostenpunkt: weniger als CHF 5.--!!!

Kalkutta hat mittlerweile wohl mehr als doppelt so viele Einwohner wie die Schweiz!!!. Was ist bisher anders als in ganz Indien?
Kalkutta ist viel grüner. Viele Bäume und Parks sind auf die Stadt verteilt. Vielerorts haben wir Trottoirs angetroffen, was das Spazieren erheblich einfacher macht und die ewige Huperei etwas reduziert!  Der ewige Regen (die Schweiz lässt grüssen) und die enorme Luftfeuchtigkeit hat uns schon etwas zu schaffen gemacht.  Selbst die Bettwäsche im Hotel war unangenehm feucht.  Das Zeugs wurde kaum mehr trocken und egal wie oft man Kleider wechselte, sie waren umgehend wieder nass. Super angenehm, wenn man in einen "tiefgekühlten" Laden hineingeht!! Erkältung vorprogrammiert!! Kühe haben wir in der Stadt auch nicht angetroffen und auch die Anzahl streunender Hunde war hier deutlich tiefer als anderswo und entsprechend weniger Gebell in der Nacht. Und schliesslich die enorme Armut, die hier allgegenwärtig ist. Viele Menschen leben auf der Strasse unter Plachen und Tücher. Schon etwas beelendend dieser Anblick, umsomehr, wenn man dann zurück ins Hotel kommt. Die Schere zwischen arm und reich ist hier immens. Davon konnten wir uns in unserem teuren Fünfsternbunker überzeugen. Viele Europäer haben wir hier nicht angetroffen, aber viele Indische Touristen. Und die liessen es sich im Hotel sehr gut gehen.
Vom Hotel waren wir übrigens absolut begeistert.  Das Taj Bengal kann es punkto Service und Prunk problemlos mit dem Viktoria Jungfrau aufnehmen. Im Restaurant wurden wir sofort mit dem Namen angespochen und begrüsst. Als wir vom Regen durchnässt das Hotel betraten, rief uns keine zwei Minuten später der Concierge an, ob wir eine Laundry brauchten. Der Zimmerjunge trocknete unsere Schirme ab und bestand darauf, noch unsere Schuhe zu reinigen (ohne Trinkgeldgedanken). Für Ausflüge und den Airporttransfer wurde uns umgehend ein sehr guter Taxifahrer organisiert. Ebenfalls hat man sich um unseren Weitertransport von Bagdogra nach Darjeeling bemüht - zu absolut gleichen Preisen wie wir dann in Darjeeling festgestellt haben. Alles hat bestens geklappt und der Driver hat am Flughafen auf uns gewartet. Während der Fahrt hat der Concierge von Kalkutta nochmals nachgefragt, ob alles zu unserer Zufriedenheit geklappt hat.  Unglaublich, dieser Servicegedanke. Kalkutta mit dem Ganges und den vielen historischen Gebäuden (aus der Zeit der britischen Herrschaft) hat uns recht gut gefallen. Spannend war auch der New Market mit den Ritschkafahrern, die die Ritschka noch von Hand ziehen (ja das gibt es hier tatsächlich noch) aber irgendwie ein erbärmlicher Anblick. Spannend auch, dass man als Tourist nicht immer angesprochen wird. Man kann wirklich noch alles in Ruhe ansehen (abgesehen vom riesigen Gedränge).
Vier Tage im Regen und der schwülen Hitze sind aber trotz Luxushotel genug. Der Zimmerpreis war übrigens mit CHF 150.-- inkl excellentem Frühstücksbuffet für uns absolut erträglich. Wir waren wirklich froh, hier in dieser Grossstadt -wo es gemäss Lonely Planet nicht wirklich viele erträgliche Billighotels gibt - eine Oase der Ruhe gefunden zu haben. Andererseits,  wie bereits erwähnt, ist es schon sehr speziell, wenn man wie ein König dinniert (wir haben uns hier eine Flasche indischen Wein - einen Syrah Barrique - geleistet und er war trinkbar) und für fast einen Monatslohn eines Inders pro Nacht übernachtet. Die restlichen Abende haben wir uns ein Taxi geschappt -ein alter gelber Ambassador- und haben auswärts in einem tollen Restaurant voller Inder zu einem Bruchteil der Kosten im Hotel gegessen. Das entsprach definitiv eher unserem Gusto - und wir mussten uns nicht über die stinkreichen und teils überheblichen Inder aufregen.

Der Regen hat uns leider auch ins wunderschöne Darjeeling begleitet. Von der wunderschönen Bergwelt haben wir leider nicht viel mitbekommen (normalerweise hätte man hier tolle Aussicht auf die Himalayakette) -die Schweiz lässt erneut grüssen.
Am zweiten Tag haben sie hier übrigens gestreikt und es war kein Autotransport in ganz Darjeeling zugelassen.  Wir haben den autofreien Tag genossen, auch wenn wir dadurch unseren geplanten Ausflug streichen mussten. Immerhin waren wir froh, dass sie nicht am Tag unserer Rückreise zum Flughafen gestreikt haben. Wir haben dann die Schmalspurbahn -Toy Train -die noch mit einer richtigen Dampflok betrieben wird, ins nächste Dorf genommen. Für die knapp 7 km hat sie übrigens rund 50 Minuten gebraucht. Ein spannender Ausflug! Ebenso interessant war unser Besuch in zwei Teefabriken. Die produzieren noch so wie vor hundert Jahren. Die Manager fühlten sich geehrt über unseren Besuch. Einer hat uns sogar Tee zum Mitnehmen geschenkt. Touristisch waren beide Factories zu unserem Erstaunen überhaupt nicht.  Kein Showroom etc. Der  abendliche Besuch in der ortsansässigen Monastery war zweifellos ein absolutes Highlight unserer Reise. Erstens konnten wir hier den rund 100 Mönchen beim Gebet zusehen und zuhören und zweitens war die Innendekoration des Tempels einfach umwerfend. Wir waren übrigens die einzigen Besucher an diesem friedlichen Ort. Obwohl Darjeeling recht bekannt ist, hat es auch hier wenig europäische Touristen. Keine aufdringlichen Verkäufer oder sonstige Touristenfallen. Das macht Spass. Auch hier haben wir ein gutes Hotel gebucht, wurden dann aber bitter enttäuscht.  Wir haben hier in Indien schon zu einem Drittel des Preises übernachtet und wesentlich besser und schöner. Preis-Leistung stand hier in einem krassen Missverhältnis!!

Beim Schlendern durch die verkehrsfreie Shoppingmall haben wir übrigens ein schmuckes Restaurant entdeckt voll von Einheimischen! Der Fall war klar, hier essen wir heute Abend.  Bestellt haben wir zwei Thalis. Das ist ein Plateau mit verschiedenen Gerichten. Insgesamt 11 Beilagen wie z.b ein Bohnen-, ein Kabis-, ein Kartoffel-Erbsen- ein Kichererbsen- ein Linsengericht, Yogurt, Fladenbrot, Reis, Pikels, Papadams und Salat. Dazu gabs ein Liter Mineralwasser. Das Ganze hat für uns beide rund 3.70! - das ist wirklich wahr -gekostet und es war ausgezeichnet. Im Gegenzug haben wir für die Reisbeilage (weisser Reis natur) alleine in unserem Superhotel in Kalkutta sage und schreibe CHF 7.50 bezahlt, für eine Portion versteht sich. Also mehr als doppelt so viel wie für unser Nachtessen in Darjeeling!! Zugegeben der Service war im Hotel besser und die Räumlichkeiten gehobener. Aber auch hier ein Riesengegensatz!! Das ist India pur!
Nun warten wir gerade auf unseren Flug nach Delhi und morgen gehts dann ab nach Nepal. Aktuell haben wir beide eine Erkältung eingefangen, die wir versuchen, raschmöglichst auszukurieren. Ansonsten sind wir gsund und zwäg und topmotiviert für das Abenteuer Nepal!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen