Dienstag, 12. November 2013

Aurangabad, Nashik, Mumbay, zurück ins Gewühl

Ja, die Post geht wieder ab und es ist wieder etwas los seit wir unseren "goldenen Käfig" verlassen haben. In Aurangabad haben wir uns natürlich sofort ein Tuk Tuk (Dreirädriges Taxi) geschnappt und haben die Stadt erkundet. Es fägt einfach mit dem Gerät durch die Gegend zu brausen, auch wenn die Abgase wieder zum Davonrennen sind. Ausser dem Abbild von klein Taj Mahal gibt die Stadt nicht viel her, man kommt eigentlich nur wegen den Höhlen von Ellora (Weltkulturerbe) hierhin. Unglaublich waren diese Höhlen. Was die vor rund 1200 Jahren hier geleistet haben, ist unvorstellbar. Da wurden richtige Tempel und unzählige Figuren in den Fels geschlagen. Insgesamt gibt es rund 30 Höhlen, wobei die Fertigstellung der grössten und schönsten Höhle angeblich fast 200 Jahre gedauert haben soll. Mit dem Privatchauffeur - den wir für drei Tage gebucht haben - gings dann nach Nashik in die Weinregion. Wir haben zwei Wineries besucht und natürlich die Säfte auch degustiert. Die erste Winery (auch die bekannteste und älteste) hat das Ganze recht kommerziell aufgezogen. Das Weingut hatte auch gleich eine wunderschöne Terrasse und ein grosses Restaurant. Weit gefehlt mit unserer Erwartung, dass wir an diesem Sonntagmorgen die einzigen Gäste wären. Alle Stunden wurde eine Kellerbesichtigung mit anschliessender Degustation (vier oder sechs Weine) angeboten. Die haben sich echt viel Mühe gegeben und viel zur Weinherstellung erklärt. Der Keller war recht modern eingerichtet, mit vielen grossen Tanks. Den Barriquekeller haben wir nicht zu Gesicht bekommen, es wird nur ein Wein, ein Syrah, im Barrique ausgebaut. Die Degustation war dann ebenfalls geführt, jeder Wein wurde vorgestellt und es wurde erklärt, wie man richtig degustiert. So haben wir auch noch gelernt, dass man den Wein wieder ausspucken muss, da man sonst sein Aroma nicht richtig spüren könne. Auch haben wir erfahren, dass es sich bei dunkleren Rotweinen um jüngere Weine handelt und wenn sie hell seien, seien sie eben schon alt. Den Wein müsse man chambrieren, also bei Zimmertemperatur trinken, aber nicht jene von Indien mit 35 Grad, sondern jene von Europa mit 16-18 Grad (so kalt sind also unsere Wohnungen!). Jedenfalls war es spannend, diesem jungen Mann zuzuhören.  Die Weine waren, na ja, sagen wir mal gut trinkbar. Der Viognier (eine amerikanische Traubensorte (aha!) war etwas feiss, der Sauvignon Blanc hatte eine sehr typische und wirklich wunderschöne Nase (Holunderblüten), konnte dann aber am Gaumen die Erwartungen nicht ganz erfüllen. Die beiden Roten waren guter Durchschnitt und für indische Verhältnisse mit 8 - 12 Franken recht teuer - da gibts bei uns identische Qualität fürs Geld. Die Spätlese, ein Chenin blanc, war m.E. nicht wahnsinnig und ich war etwas enttäuscht (plump, mastig, fehlende Säure und eine störende leichte Schwefelnote). Nun, der Besuch hat Spass gemacht. Waren bei der ersten Weinfabrik - wie man hier sagt- noch unzählige Besucher anwesend, so waren wir bei der Zweiten praktisch alleine. Führung gab es hier keine, nur die Degustation der sieben Weine (natürlich auch gegen Entgeld, rund 3 CHF). Die Weissen waren unter Durchschnitt, die Roten recht ansprechend. Insgesamt gibt es also hier im indischen Weinanbaugebiet noch Potential, - ich würde noch keinen dieser Weine importieren. Am Nachmittag haben wir noch zwei Tempel besucht und die Altstadt sowie den Markt von Nashik. Da war aber etwas los!! Einfach sensationell durch diese Gassen zu schlendern und dem bunten Treiben zuzuschauen. Da Nashik nicht gerade eine  Touristenhochburg ist, waren wir natürlich die einzigen europäischen Touristen. Die Leute waren ebenso interessiert an uns, wie wir an ihnen und wir mussten ein paar Mal erklären,  woher wir kamen. Viele wollten auch unbedingt, dass wir noch ein Photo von ihnen machen (ohne Trinkgeldgedanken). Das haben wir so noch nicht oft erlebt, wenn überhaupt. Das war ein richtig authentischer -indischer -Markt und eine ganz tolle Altstadt - einfach eine super Atmosphäre - die wir in vollen Zügen genossen haben. Da ging wirklich die Post ab und es hat so richtig gfägt! Die spärlichen Zeltbehausungen am Stadtrand (Slums) haben uns dann schon eher wieder etwas nachdenklich gestimmt. Auch konnten wir vom Hotelzimmer aus live erleben wie es einem in Indien im Alter so ergehen mag. Da war eine kleine Hütte, welche von einer Familie mit vier Kindern und der Grossmutter bewohnt wurde (natürlich ohne Strom und fliessend Wasser). Als ich die ältere Dame halb nackt auf dem Feld stehen sah, habe ich mich schon gefragt, was die da macht. Im ersten Moment war ich etwas geschockt, habe dann aber rasch begriffen, warum die da so steht, als die Tochter mit dem Eimer Wasser kam. Nun schockierend war, dass die einerseits keine Toilette haben und andererseits die alte Frau - vom Alter stark gehbehindert - ihr Geschäft im Stehen erledigen musste. Sowas ist für uns einfach kaum vorstellbar und genau in solchen Momenten wird einem bewusst, wie schön wir es bei uns haben. Einfach krass diese Gegensätze hier in Indien. Einerseits der pure Luxus (es hatte wiederum viele Inder in unserem gehobenen Hotel, welches übrigens super war), andererseits die grosse Armut - teils fast menschenunwürdig.
Dann gings ins 200 Km entfernte Mumbay, die wohl grösste Stadt von Indien.
Die historischen Gebäude hier - die meisten stammen aus der britischen Kolonialzeit - sind wirklich sehenswerte Kunstwerke! Allen vorab die Viktoriastation, der Highcourt und viele andere mehr. Die Stadt gefällt uns sehr gut, vorallem der historische Süden. Die Strassen sind sehr breit und es ist trotz viel Verkehr irgendwie weniger hektisch als auch schon. Die Tage hier in Mumbai sind wie im Fluge verstrichen. Wir hatten hier ein exklusives Hotel und zu unserem Erstaunen haben wir sogar ein Upgrade erhalten. Wir durften unsere Nächte in einem wunderschönen Zimmer im 28. Stock mit toller Aussicht auf das Meer und die grosse Strandpromenade geniessen. Zudem hatten wir Zutritt zur Clublounge, wo gratis Nachmittagstee und ab 18.00 gratis Cocktails mit hervorragenden Aperohäppchen serviert wurde. Das haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Da im Moment das indische Neujahr (Diwali) gefeiert wird, kamen wir in den Genuss von mehreren tollen Raketen und viel Geknalle (über mehrere Tage). Da an der Strandpromenade - direkt vor unserem Hotel - viele Raketen gezündet wurden, konnten wir deren Pracht direkt von unserem Fenster aus geniessen. Die sind wirklich praktisch vor unseren Augen explodiert. So nah waren wir noch nie an einer Rakete.
Mumbai ist auch bekannt für hervorragende Restaurants.  So haben wir dreimal am selben Ort gegessen, zweimal Riesencrevetten (so grosse habe ich bei uns noch gar nicht gesehen) an einer frischen Knoblauchmarinade und einmal hatten wir sogar Krebs. Ein Riesending, hat gut gereicht für uns beide. Mmh, der war wirklich lecker.
Nach Mumbai gings nach Udajpur, die wohl romantischste Stadt von ganz Indien. An einem schönen See gelegen, mit einer tollen Aussicht auf den wunderschönen Königspalast, der nachts ganz toll beleuchtet wird. Diese zauberhafte Atmosphäre hier kann man gar nicht richtig beschreiben. Ich konnte mich jedenfalls kaum satt sehen. Bekannt ist die Stadt auch aus dem James Bond Film Octopussy. Der schwimmende Palast (heute ein Nobelhotel) ist eben an diesem See gelegen. Genossen haben wir auch den einheimischen Markt und die vielen Souvenirläden. Dem Angebot der phantastischen Miniaturmalerei konnten wir natürlich nicht widerstehen und haben prompt ein paar Bilder gekauft.
Spannend war dann die Taxifahrt zum Flughafen. Während der Fahrt musste der Fahrer den Schalthebel ständig festhalten und der Wagen hat zwischendurch recht geruckt. Auch auf dem Armaturenbrett war nicht mehr viel in Betrieb. Geschwindigkeitsanzeige,  Blinker etc. Gut, Blinker braucht man hier in Indien ja sowieso nicht. Es reicht, wenn man etwas mit der Hand wedelt und sonst ist ja noch der Andere da, der bremst ja dann schon. Das tut er meistens auch, nicht aber ohne noch kräftig aufs Horn zu drücken.  Gegen das Gehupe sind die Inder - ganz im Gegensatz zu uns - ohnehin völlig immun. Wenn wir jeweils noch richtig zusammenzucken und entsetzt zurückschauen, so kümmert das die Inder überhaupt nicht. Auch die Fussgänger reagieren kaum auf das Gehupe. Nun, wir sind gut am Flughafen angekommen. Der Fahrer traut wohl dem Wagen auch nicht mehr so sehr. So hat er nämlich genau 1, 8 Liter getankt. Fairerweise muss ich sagen, dass wir des öftern mit dem Taxi an der Tankstelle Halt gemacht haben und selten wurde mehr als 5 Liter getankt. Unvorstellbar für uns. Das wäre übrigens ein tolles Fahrzeug für unser Strassenverkehrsamt gewesen.
Dafür haben sie es dann am Flughafen sehr genau genommen!  Erlaubt sind auf einem Inlandflug lediglich 15 Kg Gepäck und ein Handgepäck pro Person. Nicht gerade viel, wenn man noch einige Souvenirs gekauft hat. Nun, wir hatten zusammen 33 kg, und der nette Herr hat gemeint, dass wir drei Kg aus dem Rucksack nehmen sollen. Unter strenger Aufsicht haben wir dann bis auf 100 Gramm genau Gepäck aus unserem  Rucksack genommen -null Toleranz! Zum Dank durfte ich dann mit dem Rucksack nochmals durch den Securitycheck zum Röntgen. Nein, eine Bombe haben sie zum Glück immer noch nicht gefunden.
Irgendwie haben wir dann das rausgenommene Gepäck noch in unseren Handrucksack gezwängt. Leider habe ich vergessen, dass sich mein Sackmesser im Necessaire nun im Handgepäck befindet und prompt haben sie mich dann beim Einchecken herausgefischt. Der Typ meinte zwar, ich solle doch das Sackmesser zurück in den grossen Rucksack bringen, die würden mir dann den Rucksack schon nochmals ab dem Rollband zurück bringen. Das ganze Gestürm und Prozedere wollte ich aber nicht mehr auf mich nehmen. Der Typ konnte das zwar nicht verstehen (entgangenes Trinkgeld). Ergebnis dieser ganzen Geschichte - minus ein Sackmesser, dafür  gratis Werbung für Raiffeisen hier in Indien. Das Übergewicht im Handgepäck war dann kein Problem mehr. Da soll mir noch jemand die Logik erklären!
Nun sind wir also bei der letzten Station auf unserer Indienreise angekommen - in Delhi. Die Stadt gefällt uns sehr gut.  Einmal mehr wird uns aber hier die grosse Kluft zwischen Arm und Reich vor Augen geführt! Wunderschöne Bauten und Häuser, dann wieder katastrophale Wohnbauten und Wellblechhütten, Menschen, die auf der Stasse leben -besonders bewegend war die Familie mit zwei kleinen Kindern, die wir auf dem Weg in unser Hotel am Abend auf dem Trottoir schlafen gesehen haben-. Dann auch recht viele Bettler, die jeden Augenblick ausnützen und selbst auf der Strasse bei der Ampel an die Scheibe klopfen.
Meist sind es Kinder oder junge Mütter mit dem Kleinkind auf dem Arm und dem leeren Schoppen in der Hand. Auch haben wir Kinder gesehen, die zwischen den Autos ihre Kunststücke vorführen (turnen) und dann natürlich ein Trinkgeld wollen. Ja, das sind bewegende Bilder und es schmerzt manchmal schon ein wenig, einfach wegzusehen (es wäre ein grosser Fehler, hier etwas zu geben und letztendlich kontraproduktiv).
Was auch auffällt, jeder versucht sich irgendwie noch zu bereichern, sei es, dass sie dir immer wieder zu wenig Wechselgeld geben (grosszügig runden), die Noten schön zusammenfalten, bis man merkt, dass da noch eine fehlt, oder sich einfach dumm stellen und dich an einen anderen Zielort als den gewünschten bringen. Gestern hatten wir 4 Versuche bis wir wirklich beim gewünschten Shop (mit fixen Preisen und ohne Kommission für den Taxidriver) angekommen sind. Drei mal versuchte er, uns bei einem anderen Geschäft auszuladen und behauptete, dies sei der gewünschte Laden. Wenn man hier nicht entschieden interveniert und nicht genau hinschaut, wo man ist, hat man halt Pech gehabt. Beim dritten Mal wurde ich etwas forscher, wollte gleich aus dem Taxi aussteigen - dann hat er plötzlich begriffen, wo wir hinwollten. Gibst du den abgemachten Betrag wird fast immer noch nach einem Trinkgeld gefragt oder behauptet, es sei zu wenig, er hätte da einen weiten Weg fahren müssen. Selbst im Hotel wird versucht, sich noch persönlich zu bereichern. So wollte uns der Hotelboy weismachen, dass wir für den gratis Flughafentransfer noch rund CHF 5.-- bezahlen müssten. Als ich es im schriftlich zeigte, dass der Transfer gratis sei, meinte er, ja, ja, das sei schon so, aber der Fahrer müsse ja noch Parkgebühren bezahlen. Wohl kaum, meinte ich und sagte ihm, wenn der Fahrer am Abflugterminal wirklich etwas zahlen müsse, werde ich es dann schon zahlen. Da gab er sich geschlagen! Natürlich war da nichts von Parkgebühren,  aber es war ein Versuch wert! Oder man verlangt noch schnell 2% Zuschlag, wenn man das Zimmer mit Karte bezahlen will. Auch da hilft eine klare Intervention meist sehr rasch und man verzichtet grosszügigerweise auf den Zuschlag. Es gäbe da noch viele Müschterli. Das Motto hier in Indien ist klar: Fressen oder gefressen werden!
Mit seinen historischen Bauten, den vielen Shoppingmöglichkeiten und den pulsierenden Märkten hat Delhi aber auch viel spannendes und interessantes zu bieten. Die Eindrücke,  die einem in der Altstadt von Delhi widerfahren, kann man schlicht nicht auf Photos festhalten oder beschreiben - da gibt es einfach kaum Worte dafür.  Wir waren wieder einmal überwältigt - einfach faszinierend und genial!
Auch die Sehenswürdigkeiten sind sehr interessant,  obwohl uns hier die grossen Menschenmassen -Horden von indischen Touristen- langsam schon etwas auf den Geist gehen. Das Anstehen ist noch das eine, aber das ewige Gedränge und Gedrücke ist wirklich etwas mühsam.  Die haben wirklich null Anstand und wenig Einfühlungsvermögen.  Ja, das ist halt auch Indien!
Spannend auch unser Transfer zum Flughafen am frühen Morgen um 6.00 Uhr. Nun, um 6.00 war kein Täxeler da. An der Reception meinten sie, das klappe schon. Der komme schon. Um 10 nach Sechs wurde ich doch langsam etwas nervös. In dem Moment sahen wir einen taxiähnlichen  Minibus, in dem einer schlief. Wir hielten uns dafür, die Türe zu öffnen und zu fragen, ob er zum Flughafen fahre. Ja, meinte er ganz verschlafen, richtete sich auf, meldete sich im Hotel ab und fuhr los. Da hätten wir wohl noch lange warten können. Nun, wir haben unseren Flug rechtzeitig erreicht!
Mit mehrheitlich positiven Eindrücken haben wir nun Indien verlassen - wir würden wieder kommen!

Schon bald geht unsere Reise zu Ende. Wir geniessen nun aber noch die faszinierende arabische Welt in Doha/Qatar und Dubai/Arab. Emirate.
Wir hoffen sehr, dass wir dem Leser mit unserem Blog unsere Eindrücke vom faszinierenden Indien und Nepal etwas näher bringen konnten. Mündliche Ergänzungen liefern wir beim nächsten Treffen gerne nach!

BIS BALD!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen